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Was war, was ist, was bleibt (am Samstag, den 26.01.2013)
Sehr gehaltvoller musikalischer Abend
BRONNBACH. „Was war, was ist, was bleibt“ lautete das Motto des Neujahrskonzerts, zu dem der „Förderkreis Bronnbacher Klassik“ am Samstag in den Bronnbacher Bernhardsaal eingeladen hatte.Für das Konzertpublikum, darunter viele Freunde und Weggefährten des im April 2011 verstorbenen Vereinsgründers Prof. Reiner Schmidt, weckte dieses Motto sicherlich Erinnerungen an Vergangenes, öffnete aber auch Augen und Ohren für die musikalisch diesmal ganz neu gestaltete Eröffnung des elften Jahres in der erfolgreichen Vereinsgeschichte.
Clarry Bartha, die in Schweden geborene
Sopranistin und Ehefrau von Prof. Reiner
Schmidt, beeindruckte mit Liedern und Chansons einer großen Bandbreite von
Franz Léhar und Robert Stolz bis zu Cole Porter und George Gershwin. Eine „Gute-Laune-Musik,
die mich selber sehr berührt“ hatte sie selbst angekündigt. Das hohe
musikalische Niveau ermöglichte noch viel mehr: Tiefe Gefühle wurden auf ganz
individuelle Weise angesprochen, im zweiten Teil des Konzerts noch mehr als vor
der Pause, denn hier bekam die eigentlich eher im dramatischen Fach beheimatete
Sopranistin Gelegenheit, die warme Ausdrucksfähigkeit ihrer tragfähigen Stimme
in den tieferen Lagen fein dosiert den gefühlvollen Texten anzupassen. Begleitet
wurde Clarry Bartha von sieben hochkarätigen Kollegen, die in unterschiedlichen
Kombinationen immer wieder neue Klangüberraschungen aufblitzen ließen. Michaela
Schlotter und Rudi Ramming beeindruckten am Klavier abwechselnd, aber auch
vierhändig hochvirtuos, besonders bei Gershwins „I’ve got rhythm“. Lutz
Koppetsch (Saxophon) und Albrecht Holder (Fagott) zauberten mit der Kombination
der beiden Holzblasinstrumente nicht nur bei „Somewhere over the rainbow“ -
hier aber besonders – eine versöhnliche und heimelige Atmosphäre. Mark
Christopher Lutz (Percussion) ergänzte die Klavierstimmen am Marimbaphon und
anderen Idiophonen. Eine dezent groovende Swing-Begleitung war die Spezialität
von Susan Farrah-Lutz am Kontrabass, besonders zu bewundern bei Cole Porters
„Every time we say good bye I die a little“. Miroslaw Bojadzijew (Violine)
wusste leise und zärtlich zu begleiten und vervollkommnete Clarry Barthas feinfühligen
Ausdruck schon bei den Operettenmelodien zu Beginn des Konzerts, am innigsten
aber gemeinsam mit dem Pianisten bei Hildegard Knefs „Lass mich bei dir sein“.
Erwähnt werden muss auch der junge
Licht- und Tontechniker Jens Freudenberger, der für die manchmal nicht einfache
Lautstärkenverteilung vor allem in den hinteren Zuhörerreihen zu sorgen hatte. Die geheimnisvolle rote
Illumination der Fensternischen erzeugte bei Cole Porters „So in love“ eine Stimmung der Geborgenheit, die gut zu den text-
und ausdrucksbetonten Chansons im Schlussteil des Konzerts passte. Der letzte
offizielle Programmpunkt des Konzerts, das Filmlied „Somewhere over the
rainbow“ („Irgendwo jenseits des Regenbogens“), beschreibt eine märchenhaft schöne
Situation in einem Land, wo die Himmel immer blau sind und Träume wahr werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Lied unter anderem zum Symbol der Sehnsucht
nach der Heimat. Clarry Bartha und ihre sieben Musikerkollegen schienen eine
besonderes Gewicht gerade in diesen Song gelegt zu haben und die Zuhörer
schienen zu spüren, dass es nicht einfach nur der Abschluss eines
Neujahrskonzerts mit schönen Melodien war, sondern die anrührende
Zusammenfassung eines äußerst gehaltvollen musikalischen Abends.
So war der teilweise im Stehen gespendete Applaus für Clarry Bartha wohl lang anhaltend, aber nicht vordergründig- enthusiastisch und seicht verhallend, sondern voller ehrlicher Anerkennung und tief empfundenem Dank für all das, „was war, was ist und was bleibt“.
©Rainer Lange
Fränkische Nachrichten 29.01.2013